Ein wesentlicher historischer Teil des Narrengerichtsspiels ist die Abholung des Krauthafens im Pfarrhaus. Der Ortspfarrer ist gehalten, einen großen Topf, gefüllt mit Sauerkraut, Speck und Schweineschwänzen zum Verzehr für die Butzen und Gassenrollen zu spenden.
War doch die Kirche bis zur Ablösung des Zehnten im Jahre 1864 mit 257 Gulden 12 Kreuzer jährlich Bezieher des sogenannten Kleinzehnten. Das heißt, von allem, was in Baum- und Krautgärten wuchs, war der zehnte Teil in Naturalien für die Kirche abzuliefern. Die Spende des Krauthafens ist als eine symbolische Gegengabe zu werten.
Nachmittags um die 15.Stunde zieht der Zug zum Pfarrhaus. Dort angekommen betreten die Metzger das Podium:
„Guten Morgen, Guten Morgen! Wir kommen mit dem venezianischen Gruß und geben dem Fräulein Köchin einen Kuss. Sollten wir sein willkommen, sind wir doch wegen etwas anderem gekommen. Wir haben gerochen und hören kochen, den Krauthafen wollen wir revidieren und unseren Butzen anpossieren. Wir sind so frei, davon zu kosten, bevor wir gehen von unserem Posten. Sollte das Essen nicht gut schmecken, kommt`s vor das hohe venedische Gericht!“
Ein Doktor untersucht den Inhalt des Krauthafens und stellt dessen Unschädlichkeit fest. Als Lupe dient ihm dabei ein Fernrohr.
Ansprache des Ortspfarrers bei der Übergabe des Krauthafens:
„Meine lieben Brüder vom Ehrsamen Narrengericht !Viele hunderte von Jahr`, im venezianischen Reich Brauch es war den Krauthafen zu spenden aus des Pfarrers Händen! Er ist gefüllt mit Speck und mit Kraut, damit der Magen auch alles gut verdaut. Euer Doktor hat den Inhalt wohl geprüft, so dass Ihr der Unschädlichkeit trauen dürft! Die gefräßigen Butzen stehen schon hier und warten der Sättigung voller Gier. So empfanget den großen Hafen als Dank des Pfarrers für die Zehntabgaben! Guten Morgen, meine lieben Brüder!“
Mit herzlichem Dank, närrischer Freude und urigen Späßen wird der Krauthafen in Empfang genommen. Auf einer Tragbahre, auf der ein Hanswurst thront, wird der große „Hafen“ von den Butzen weggetragen. Der Inhalt wird von den Butzen und Gassenrollen verzehrt.